CD-Review: Patrick Manzecchi talking to myself

CD-Review: Patrick Manzecchi talking to myself

Als ich die neue CD von Patrick Manzecchi bekam habe ich ehrlicherweise eine Quartett-Aufnahme mit Young Lions Jazz erwartet- siehe dazu auch mein Interview mit Patrick aus dem Jahr 2019:

https://www.jazzreporter.com/2019/02/02/patrick-manzecchi-interview-der-young-lion-aus-konstanz/

Ich war ganz überrascht, dass ich diesmal eine CD mit 24 kurzen Stücken mit dem Obertitel „insights und perspectives“ erhalten habe. Solo-Aufnahmen von Schlagzeugern können oftmals mühsam werden, weil sie in Ego-Trips ausarten oder in ein nicht enden wollendes Powerplay. Die neue CD von Patrick Manzecchi geht nicht in diese Richtung. Die 24 Stücke entstanden im Rahmen einer zwei tätigen Aufnahmesitzung und sind keine unüberlegten Stücke, sondern wohl abgestimmte Stücke, die eine bestimmte Stimmung oder Haltung von Patrick Manzecchi wiedergeben. Die Aufnahmen sind seinem Vater Franco Manzecchi gewidmet, der als Schlagzeuger mit allen großen amerikanischen Jazzern in den 50er und 60er Jahren zusammengespielt hat. Ein bis heute unterschätzter Schlagzeuger des Jazz-aber dazu mal bei anderer Gelegenheit mehr.

In der Musik können wir fast alle Jazzstile hören von Swing, Soul-Jazz, Modern Jazz, Funk, Soul oder Weltmusik. Die Musik kann man stilistisch nicht einem bestimmten Stil zuordnen.  Manche Stücke gehen direkt ineinander über und erzählen somit eine kleine Geschichte.

 

Ich möchte nicht jedes einzelne Stück herausgreifen, aber ein paar haben es mir besonders angetan. Gleich zu Beginn kommt das Stück „challenge“ mit funky und souligen Beats, welche man so auch bei einem Soulkonzert hören könnte. Bei „confidence“ höre ich den Einfluss von Elvin Jones heraus, denn hier spielt Patrick Manzecchi präzise Beats in den höheren Tonlagen.  Buschartige Trommel höre ich im Stück „searching/ finding“, hier nimmt Patrick Manzecchi den Zuhörer auf eine musikalische Reise mit. Ein Stück zum Mittanzen ist „detachment“, denn hier spielt Patrick einen schönen groovenden gleichmäßigen Beat. Der Song „Cute“ fällt mir bei der Nummer „tradition“ ein, denn hier steht die federleichte Besenarbeit von Patrick Manzecchi im Vordergrund. Der Song „patience“ klingt für mich nach dem genauen Gegenteil, denn dieser strahlt eine gewisse Unruhe aus. Der Song „going ahead“ könnte so auch in einem Jazz-Club gespielt werden, denn hier höre ich puschende und treibende Schlagzeugbeats, welche ich schon so häufig bei Jazzkonzerten gegen Ende gehört habe.  Beim letzten Stück „love and peace“ klingt das Schlagzeug von Patrick Manzecchi federleicht, dies stellt einen schönen wohlklingenden Abschluss dar.

 

Viele der Stücke gehen fast nahtlos ineinander über, so dass sie für den Zuhörer eine „Suite“ darstellen, jeder kann sich dazu selbst sein Bild malen. Patrick Manzecchi gibt dazu dem Zuhörer Pinsel und Leinwand und der Zuhörer kann sich sein Bild dazu selbst malen. Die große Stärke der CD ist die Vielfältigkeit der dargebotenen Musik. Hoffentlich kann man das auch mal live hören, denn so würde die Musik noch viel besser auf dem Zuhörer wirken. Also eine absolute Kaufempfehlung von mir.

 

Kauft die CD am besten direkt bei Patrick Manzecchi. Das Schlagzeug kann man perfekt auf der CD hören.  Website: http://manzecchi.de/

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