CD-Review: Eirk Palmberg "In Between"
Manchmal ist es als Jazzreporter nicht einfach, neue Musik zu suchen, denn es gibt sehr viel Auswahl. Doch vielen Aufnahmen fehlt es an musikalischer Präzision, oft lange und belanglose Solos ohne Zusammenhang oder ein musikalisches Konzept. Bei der CD „In Between“ vom schwedischen Jazztrompeter Erik Palmberg kann man das nicht sagen. Die Musik strotzt vor Ideen und vor Themen, die eine musikalisch perfekte Symbiose ergeben.
Erik Palmberg ist ein bekannter Trompeter in der schwedischen Jazzszene. Er startete, richtig Trompete zu spielen, mit 21, nachdem er es mit 12 nach ersten Versuchen aufgegeben hatte. Im Jahr 2010 war er auch ein Erasmus-Student in Berlin und studierte Trompete beim renommierten Professor Gerard Presencer. Im Jahr 2018 veröffentlichte er sein Debüt-Album „First Lines“. Eine ausführliche Biografie über Erik Palmberg würde jetzt den Rahmen des Reviews sprengen. Mehr Infos über Erik Palmberg findet ihr hier:
ABOUT | music (erikpalmberg.com).
Die Musik wurde in den Yardhouse Studios in Stockholm aufgenommen. Neben Erik Palmberg fungierte der Pianist Anton Dromberg als Co-Produzent. Am Bass spielten Niklas Wennström (Stücke 1, 2, 6, 7, 8) und Robert Erlandsson (3, 4, 5, 9), am Schlagzeug Sebastian Voegler (Stücke 1, 2, 6, 7, 8) und Jonas Bäckman (Stücke 3, 4, 9), an der Posaune Karin Hammar (Stücke 4, 5, 9) und Hampus T. Adami am Baryton (1,8).
Aber blicken wir doch auf die einzelnen Stücke des Albums. Die Nummer „Pathways“ besticht durch einen geschmeidigen Sound, das Tempo steigert sich langsam und Palmberg spielt leicht über den Grundrhythmus, ohne die musikalische Struktur zu verlassen. Die Nummer „In Between“ erinnert an eine Miles-Davis-Nummer aus den 50ern, denn auf einen gleichmäßigen Beat spielt Palmberg einen präzisen Sound ohne wenige Noten mit viel Nachdruck. Eine soulige Nummer stellt „Unfamiliar Field“ dar, bei der das soulige Piano im Vordergrund steht, mit dem sich Palmberg einen musikalischen Austausch liefert. Der einzige Standard ist der Song „Taking a Chance on Love“, dieser Standard kommt in Gestalt einer sanften Ballade mit mittlerem Tempo daher. Das Duo Palmberg/Hammar spielt die Nummer sehr dezent mit viel Eleganz.
Die ungewöhnlichste Nummer ist „Distant Signals“; hier können wir ein Echo von Palmberg hören, welches echt ist und nicht künstlich erschaffen ist. Bei der Nummer „Frost Flowers“ steht das Trio im Vordergrund, hier steht das delikate und feine Spiel von Anton Dromberg im Vordergrund, der auf Basis des Besenspiels von Sebastian Voegler ein Thema ausarbeitet, dies stellt den perfekten musikalischen Teppich für die kleinen, aber feinen Improvisationen von Erik Palmberg dar. Die Nummer könnte auch in einer Kirche gespielt sein, weil sie sehr atmosphärisch klingt.
Die Nummer „Conversations“ erinnert an eine alte West-Coast-Nummer, hier stehen flotte, schnelle Exchanges zwischen Palmberg und Hammar im Vordergrund, die auch einen leichten Touch von Swing haben. Bei „Lingering Thoughts“ tastet sich Palmberg langsam an das Thema heran. Das Trio, welches ihn begleitet, gibt seiner Musik Tiefe und ein solides musikalisches Fundament, dies erinnert an eine Freddie-Hubbard-Aufnahme aus den 50er Jahren. Den Abschluss bildet das Stück „Inflections“, welches sehr sanft und melodisch gespielt wird, die Trompete fügt sich nahtlos an das musikalische Thema an.
Was haben wir hier? Sehr schöne Balladen, Miles, Blue-Note-Flair, exzellente musikalische Ideen und Musik, die perfekt aufeinander abgestimmt ist. Man merkt, dass die Musik in relaxter Atmosphäre aufgenommen wurde. Wer feinen Jazz hören will mit viel Ausdruck und auch Emotionen, der sollte die Platte „In Between“ von Erik Palmberg kaufen.
Noch mehr Infos findet ihr hier:
MUSIC | music (erikpalmberg.com).
Alle erwähnten Nummern wurden, außer dem Standard „Taking a Chance on Love“, von Erik Palmberg geschrieben.
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Jürgen (Donnerstag, 03 Februar 2022 17:43)
Hallo Aleksej,
danke für den Tip und die schöne und nachvollziehbare Beschreibung der Musik aud "In Between", die
ich gerade auf der Seite von Erik Palmberg in Auszügen angehört habe. Fast noch besser finde ich die Aufnahme "First Lines". Werde mal nach den CDs suchen, bi neugierig geworden.
Beste Grü´ße, Jürgen