CD-Review: THE BEAUTIFUL DAY KURT ELLING SINGS CHRISTMAS

CD-Review: THE BEAUTIFUL DAY KURT ELLING SINGS CHRISTMAS

Kurt Elling ist zweifelsfrei der führende Jazzsänger in der aktuellen Jazzszene. Kurt Elling ist mir schon seit vielen Jahren ein Begriff, vor einigen Jahren habe ich sein exzellentes Album „Dedicated TO YOU“ gekauft. Hier zollt Elling seinen Tribut an John Coltrane und Johnny Hartmann. Vor einem Jahr sah ich ihn mit dem Branford Marsalis Quartett im Münchner Prinzregententheater.

Kurt Elling vereint alle Eigenschaften eines guten Sängers, sehr gute Intonation, umfangreicher Stimmumfang viel Swing und Drive. Sein Stil hat seine Ursprünge bei den klassischen Croonern à la Frank Sinatra oder Tony Bennett. In diesem Jahr gewann Kurt Elling den DownBeat Readers Poll (renommierte Jazzzeitschrift) als bester Jazzsänger im Jahr 2019.

 

Jetzt zur Weihnachtszeit bin ich immer auf der Suche nach neuen Weihnachtsalben, die nicht die üblichen Weihnachtslieder bringen, sondern auch einen gewissen Jazztouch aufweisen. Hierbei bin ich auf das Album von Kurt Elling „Beautiful Day“ gestoßen. Viele Alben enthalten Lieder, die leicht süßlich wirken oder die schon abgedroschen sind, dieses Album hat aber Tiefgang und Emotion.

 

Das Album von Kurt Elling enthält kein White Christmas oder Jingle Bells, sondern z. B. alte kirchliche Lieder, viele hundert Jahre alt, oder eher unbekannte Lieder aus der neueren Zeit.

 

Das gilt beispielsweise für das Stück „Sing A Christmas Carol“ – hier zitiert Elling viele Weihnachtslieder und legt dabei verschiedene Tonspuren übereinander, was wirkt wie ein ganzer Chor. Etwas gefühlvoll und sanfter geht es in dem Stück „A Star of Wonder“ zu, dies ist ein einfühlsames Weihnachtslied.

 

Bei dem Klassiker „We Three Kings“ brilliert Elling durch seine ganze interpretatorische Klasse, indem er in unterschiedlichen Tonlagen die Weihnachtsbotschaft der drei Könige rüberbringt. Ein Hauch von Broadway ist in dem Stück „Christmas Children“ zu hören“, welches Elling locker und lässig im Stil von Frank Sinatra singt. In dem schönen Stück „Some Children See Him“ gibt es ein Wohlfühl-Sax-Solo, welches perfekt zu Ellings Stimme passt.

Bei „Little Drummer Boy“ herrscht ein New Orleans Beat vor, auch eine ungewöhnliche Art, das Lied zu bringen. Viele Sänger tappen hier gern in die Kitschfalle und singen ein großes Vibrato. Kurt Elling macht daraus einen lockeren New Orleans Song. Ein sehr klassisch angehauchtes Stück ist „The Michigan Farm“, das ist eine Vertonung einer norwegischen Komposition aus dem 19 Jahrhundert von Edvard Grieg. Die Songs „The Snow Is Deep On the Ground / Snowfall“ fühlen sich so an, als ob man sich in einem Schneetreiben befindet. Die Musik klingt dazu wie ein leichter Schneefall mit einer gewissen Melancholie.

Eine klassische Ballade, welche an die großen Christmas-Songs erinnert, ist „Same old Lang Syne“. Hier erzählt Elling eine melancholische Geschichte mit viel Charme und Herz: Am Ende wird das bekannte Neujahrslied Old Lang Syne zitiert. Das Album endet mit den Liedern „This Christmas“ und „Beautiful Day“. This Christmas ist eine soulige Big-Band-Nummer, die Elling mit viel Drive und Kraft singt, ohne zu übertreiben. Beautiful Day singt Elling mit seiner Tochter Luiza, was sehr anrührend klingt.

Als Zugabe gibt es das Lied „Jesu, Joy Of Man’s Desiring, ein Stück von Johann Sebastian Bach, welches er mit den Swingles gemeinsam darbietet, auch ein andachtsvolles Stück.

Die große Stärke des Albums ist es, dass Elling bewusst auf die klassischen Weihnachtsstücke verzichtet, eine andere Stärke, dass die musikalische Darbietung es schafft, beim Zuhörer Bilder zu assoziieren, und Gefühle anspricht, genau das macht große Jazzmusik aus. Zu guter Letzt ist Elling ein facettenreicher Sänger, der ein exzellentes Rhythmus-Gefühl hat und einen sehr großen Stimmumfang. Seine Stimme ist dabei ein Instrument, welches sehr genau auf die Musik seiner Mitspieler eingeht.

Es ist ein Album für die späte Stunde, in der man sich auf wahren Werte von Weihnachten besinnt, nämlich die Liebe und die Menschlichkeit.

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