CD-Review: Philipp Schiepek "Golem Dance"

CD-Review: Philipp Schiepek "Golem Dance"

 

Als Jazzreporter bekommt man regelmäßig interessante Musik zu hören, leider kommt man meistens erst viele Wochen später dazu, die CD in Ruhe zu hören und zu würdigen. Bei dem jungen Gitarristen Philipp Schiepek hat sich das Warten gelohnt. Seine Debüt-CD für das Münchner Plattenlabel Enja heißt „Golem Dance“.

Philipp wurde 1994 in Dinkelsbühl geboren. Schon in frühen Kindesjahren hatte er ein vielseitiges Interesse an Pop, Jazz und Klassik. Er bewegt sich stilistisch zwischen Hard Bop, Creative Jazz und der Avantgarde. Von 2016 bis 2018 war Phillip mit dem Bundesjugendjazzorchestra unterwegs. Er tourte durch Frankreich und nordafrikanische Länder. Er erhielt verschiedene Preise, u.a. den LAG-Jazzpreis, aber auch den „Sudetendeutschen Kulturpreis“ im Jahr 2017.

Mehr über Phillip könnt ihr hier erfahren: http://philippschiepek.de/Hauptseite.htm.

Im März 2018 nahm Philipp seine Debüt-CD mit Seamus Blake (Saxophone), Henning Sieverts (Bass) und Bastian Jütte (Schlagzeug) in München auf. Zwei Stücke, der Titelsong „GOLEM DANCE“ und „OUT OF NOWHERE“, wurden im Jazzclub Unterfahrt ebenfalls in München aufgenommen.

Die Stücke sind ungewöhnlich aufgebaut und stilistisch breit gestreut. Im Stück „ALL AND MORE“ werden den Zuhörern alle Musiker kurz vorgestellt. Phillip spielt perfekt unisono mit Seamus Blake, das Ende kommt etwas überraschend, denn das Thema wird nicht wiederholt, sondern von Phillip am Ende sogar ausgebaut. Ein Gitarren-Outro gibt es beim Stück „IAN“, in dem Seamus Blake hohe Töne spielt und Phillip die Zwischenräume gekonnt ausnutzt. Bastian Jütte spielt am Schlagzeug hier dezent im Hintergrund.

Mit „RAINDROPS“ ist auf dieser CD ein grooviges, souliges Stück enthalten, auch hier kommt gegen Ende ein unerwartetes Drum-Solo, welches wie ein leichtes Gewitter klingt. Die Nummer „FAMILY AFFAIR“ beginnt langsam und meditativ. Hier gibt der Bassist Henning Sieverts die Richtung vor. Am Ende steigt das Tempo an, hierzu puscht Bastian Jütte den Saxophonisten Seamus Blake. Das Titelstück „GOLEM DANCE“, welches live in der Münchner Unterfahrt aufgenommen worden ist, klingt etwas tranceartig. Seamus Blake spielt hier gleichmäßig Saxophon, mit einem etwas versetzten Tempo von Phillip an der Gitarre. Mit der Nummer „EVEN HARDER“ gibt es ein Stück im Stile des Hard Bop, hier spielt Seamus Blake mit viel Esprit und am Ende gibt es ein klassisches Unisono zwischen Gitarre und Saxophon. Die letzte Nummer ist der Standard „OUT OF NOWHERE“, auch hier ein langes Duett zwischen Phillip und Seamus Blake, welches an alte Sonny-Stitt-Aufnahmen erinnert. Die Nummer hat vor allem viel Swing.

Die große Stärke der CD ist, dass sie sich teilweise vom klassischen Jazz-Schema löst. Am Ende werden Themen erweitert oder es gibt Outros und es werden unerwartete Solos eingebaut. Auch die Begleitband bekommt viele gute Möglichkeiten für Solos. Daher hebt sich die CD wohlwollend von vielen anderen CDs ab, die etwas vorhersehbar sind. Phillip Schiepek ist ein exzellenter Gitarrist als Begleiter sowie auch als Solist, der schnell spielen kann, aber auch an den passenden Stellen sich zurückhält und dezent seine teilweise souligen Gitarrensolos einstreut und so viel Würze in die Musik hineinbringt.

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