CD-Review: Pee Wee Ellis "TWELVE AND MORE BLUES"

CD-Review: Pee Wee Ellis "TWELVE AND MORE BlUES"

Ich selber war und bin großer Fan von Saxophonisten. Ja, ich denke auch, dass das Saxophon den Sound des Jazz wesentlich mitgeprägt hat. Hier lassen sich viele Namen nennen, z.B. Coleman Hawkins, John Coltrane, Sonny Rollins oder auch heutige Vertreter wie Kamasi Washington oder Joshua Redman. Einen besonderen Touch hat das Saxophon, wenn es in einem Trio spielt. Hier bietet es viel Platz für viele Improvisationen, die auf einem soliden Gerüst aufbauen. Als klassisches Beispiel kann hier die Aufnahme von Sonny Rollins „Live at the Village Vanguard“ genannt werden. In eine ähnliche Kategorie fällt auch die Einspielung von Pee Wee „TWELVE AND MORE BLUES  and more Blues“.

 

Pee Wee Ellis ist 1941 in Brandenton geboren. Er erhielt in seiner Jugend Unterricht von Sonny Rollins, dieser Einfluss ist ihm heute noch anzumerken. In den 60ern und 70ern war er neben Fred Wesley, Maceo Parker fester Bestandteil der JB-Horns (James Brown Horns), zeitweise war er auch als deren musikalischer Leiter tätig. In den späten 70ern bis in die 90er Jahre arbeitete Pee Wee Ellis als musikalischer Leiter bei Van Morrison, auf vielen Alben ist sein markantes Saxophon zu hören. Seit Anfang der 90er Jahre nimmt Pee Wee Ellis regelmäßig Alben bei dem deutschen Label Minor Music auf und gibt in Deutschland viele Konzerte im Jahr, sehr häufig mit dem Schlagzeuger Guido May.

Das Album „TWELVE AND MORE Blues“ wurde zwischen dem 10. Mai und 11. Mai 1993 in Köln aufgenommen. Die Begleiter von Pee Wee Ellis waren Dwayne Dolphin am Bass und Bruce Cox am Schlagzeug. Das Album erschien erstmals 1993 auf CD bei Minor Music. Es schaffte es seinerzeit in die CD-Charts der New York Times. Wer das Pech hatte, damals nicht im Publikum anwesend sein zu können, und das Album nicht im Plattenschrank hat, hat jetzt die Möglichkeit das Album“ auf CD oder Vinyl wieder kaufen zu können. In der neuen Ausgabe sind 11 Stücke enthalten, zwei mehr als auf bisherigen CDs veröffentlicht.

Schon bei den ersten Takten fühlt man sich wie in einem alten New Yorker Kellerjazzclub, in dem es nur Bier und einen billigen süßen Wein gibt. Der Sound ist sehr intensiv und nimmt den Zuhörer auf eine interessante musikalische Reise mit.

Die Platte beginnt mit „There Is No Greater Love“, welches Pee Wee mit viel Flair und Charme spielt. In der Mitte gibt es von Dwayne Dolphin sogar ein Zitat aus Down By the Riverside, worauf Pee Wee mit der passenden hohen Sax-Passage kontert. Auch schöne Balladen sind auf der Platte enthalten, wie z.B. „My Wife. My Friend (as each days goes by)“. Dies spielt Pee Wee in einer höheren Tonlage, welche dem Song eine leichtfüßige Melancholie verleiht. Das dem nachfolgende Stück „Sepia Tonality“ ist ein großes Feature für Pee Wee, der Schlagzeuger Bruce Cox spielt hierbei leicht und locker, dies schafft Pee Wee mehr Räume für seine wuchtigen Improvisationen. Pee Wee spielt hier immer auf den Punkt genau, ohne zu übertreiben. Das souligste Stück der Platte ist „Doxy“ mit dem klassischen Call-and-Response-Schema zwischen Pee Wee und dem Schlagzeuger Bruce Cox.

Das Titelstück der Platte „Twelve and More Bues“ stellt sicherlich das modernste Stück des Konzertprogramms dar. Viele Passagen werden fragmentarisch gespielt im Stil von John Coltrane. Drauf folgt ein wahrer Showstopper mit dem Van-Morrison-Stück „Inarticulate Speech of the Heart“, dieses Stück spielt Pee Wee sehr sanft und leise und spielt hier langgezogene Noten. Auch ein Stück, welches sich perfekt für den kleinen Jazzclub eignet. Pee Wee füllt hier förmlich den Raum mit seinem voluminösen Ton aus mit viel Emotionen und Gefühl. Am Ende glänzt Pee Wee auch als Sänger beim finalen Stück „Bye Bye Blackbird“, in dem er einen Scat-Gesang darbietet, mit einem gleichmäßigen Beat von Dwayne Dolphin (Bass) und Bruce Cox (Schlagzeug).

Wer ein authentisches Jazzkonzert aus einem kleinen Club auf Platte hören möchte, der sollte diese Platte kaufen. Sie kommt der Einspielung von Sonny Rollins „Live at Village Vanguard“ sehr nahe, dazu trägt insbesondere die ausgezeichnete Klangqualität bei. Man meint, dass man selber in einem Jazzclub in der ersten Reihe sitzt bei einem Bier und nur Kerzenlicht als Beleuchtung.

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