Stephanie Lottermoser Interview

Stephanie Lottermoser Interview

Ich habe viele Jahre in München gelebt und bin heute auch noch oft in München. Natürlich beobachte ich auch die lokale Jazz-Szene. Eine interessante Neuentdeckung für mich ist Stephanie Lottermoser.

 

Stephanie Lottermoser wurde 1983 in Wolfratshausen geboren. Sie begann schon mit 14 Jahren Saxophon zu spielen. Als Lehrmeister standen ihre solch renommierte Musiker wie Don Menza oder Axel Kühn zur Verfügung. Von 2000-2008 war sie Mitglied im Landesjugendjazzorchestra Bayern. Nach dieser Zeit nahm Stephanie ihr erstes Album „Second Glance“ auf. Sie spielte auch mit Charly Antolini in der „Band Charly Antolini  Meets the Ladies“. Im Jahr 2013 erhielt sie durch den Bayrischen Kunstförderpreis ein sechsmonatigen Stipendium für einen Aufenthalt an der „Cité Internationale des Arts“ in Paris.

 

Mehr Infos über Stephanie Lottermoser erhaltet ihr hier: http://stephanielottermoser.com/

© Jan Scheffner, München// Stephanie Lottermoser / 2018
© Jan Scheffner, München// Stephanie Lottermoser / 2018

Heute ist Stephanie eine angesehene eigenständige Künstlerin, die international und national verstärkt mit ihrer eigenen Band auftritt.

 

Ihr neues Album „This Time“ vermischt sehr gekonnt jazzige Improvisationen mit aktuellem Pop und Hip-Hop Sound. Auf dem Album sticht insbesondere die sehr klare Produktion heraus, man hört sehr fein Stephanies Stimme und ihr Tenorsaxophon. Sie spielt sehr melodisch und in manchen Passagen auch sehr funky mit viel Soul. Ihre Begleitmusiker Francois Faure (Keys), Benjamin Delarue (Gitarre), Timothée Robert(Bass) und Julien Sérié (Schlagzeug) spielen auch einen präzisen Rhythmus und helfen Stephanies Kompositionen den letzten Schliff zu geben. Das Album wurde in Paris und New-York aufgenommen. Der Produzent war Steve Greenwell.

 

Wenn ihr groovende, jazzige und funky Musik mögt, dann solltet ihr das Album „This Time“ kaufen. 

© Jan Scheffner, München// Stephanie Lottermoser / 2018
© Jan Scheffner, München// Stephanie Lottermoser / 2018

Ich hatte die große Ehre mit Stephanie Ende Februar in München zu reden.

 

Hey Stephanie danke für deine Bereitschaft für ein Interview.

Warum heißt deine CD „This Time“?

 

Stephanie Lottermoser: „This Time“ ist natürlich eines von den Stücken  aus dem Album, mein Team und ich haben lange überlegt wie wir das Album nennen sollten. Der Titel des Albums sollte gleichzeitig auch im Album enthalten sein. Am Ende haben wir uns für „This Time“ entschieden, weil ich im Stück Saxophon spiele und singe und es auch mit am besten den Sound des Album repräsentiert.

 

Wie sind die Titel auf der CD entstanden?

 

SL: Ich habe im Herbst 2016 angefangen zu schreiben und habe bis April 2017 geschrieben. Viele der Stücke habe ich daheim vorproduziert, denn ich habe mein eigenes Aufnahmestudio zu Hause. Ich habe also schon viel zu Hause gemacht und die Stücke danach meinem Produzenten Steve Greenwell geschickt.

 

Die CD vereint Jazz mit dem aktuellen Pop-Sound wie kam es dazu?

 

SL: Jazz ist eine offene Musik, hier hat man die Möglichkeit viele Sounds miteinander zu kombinieren. Ich beschäftige mich auch mit Popmusik. Die konkrete musikalische Ausrichtung hat auch etwas mit dem Produzenten Steve Greenwell zu tun, der ja auch aus der Hip-Hop Ecke kommt. Ich denke, dies merkt man dem Album auch an.

 

Die Musik würde gut in einem Danceclub passen. Sollte die Musik auch zum Tanzen anregen?

 

SL: Ja, wenn Leute dazu tanzen möchten, dann freut mich das sehr. Es ist ein großes Kompliment für mich wenn die Menschen zu der Musik tanzen.

© Wilfried Heckmann, Darmstadt// Stephanie Lottermoser / 2017
© Wilfried Heckmann, Darmstadt// Stephanie Lottermoser / 2017

Es klingt als ob du mehrstimmig aufgenommen hast? Hast du auch mit Echo gearbeitet?

 

SL: Ich habe in Steve Greenwell´s Studio in Asbury Park/New York alle Gesangsspuren aufgenommen, die Lead Vocals und auch die Backing Vocals. Mehrstimmiger Gesang verleiht manchen Songs einfach noch mehr Atmosphäre.Natürlich sind verschiedene Effekte Teil der Produktion, darunter auch Hall.

 

Eddie Harris war einer der ersten der auch so etwas Ähnliches gemacht hat wie du, der hat den Popsound mit Jazz vermischt. Auf der CD ist der Eddie Harris Song „Freedom Jazz Dance“ drauf. Welche Beziehung hast du zu der Musik von Eddie Harris?

 

SL: Eddie Harris ist ein Soul-Jazz-Saxophonist dessen Stücke oft harmonisch relativ einfach sind aber durch Melodie und Groove bestechen. Ich habe seinen „Freedom Jazz Dance“ mit „Everyday People“ von Sly & the Family Stone zu einer Art Mash Up zusammengefügt, auch weil die Songs thematisch gut in Zusammenhang zu setzen sind.

 

Du wirst oft mit Candy Dulfer verglichen. Was denkst du darüber?

 

SL: Als ich anfing Saxophon zu spielen habe ich viel Dexter Gordon gehört, das Album „Go“ mag ich bis heute noch. Im Laufe der Zeit bin ich zu Funk und Pop gekommen und bin auch auf Candy Dulfer aufmerksam geworden. Ich hatte auch mal die Möglichkeit sie zu treffen und finde es toll wie sie auch Pop, Jazz und Funk miteinander vermischt. Ich denke aber, dass wir stilistisch schon unterschiedlich spielen. Vielleicht kommt der Vergleich auch daher, weil wir beide blonde Frauen sind und Saxophon spielen?

 

Wie war es für dich in den Studios Saint German, Paris und in den Asbury Park Studios New York aufzunehmen? In beiden Orten wurde viel tolle Musik aufgenommen. Haben dich beide Orte inspiriert?

 

SL: Ja total! Das Studio in Saint-Germain wurde in den 60ern gebaut. Saint-Germain ist ohnehin das Künstlerviertel in Paris. Daher ist das für mich schon so sehr inspirierend. New York ist für jeden Jazzmusiker ein Highlight und die ganze Umgebung um die Asbury Park Studios war sehr beeindruckend für mich.

 

Was schätzt du besonders an deinen Begleitmusikern Francois Faure, Benjamin Delarue Timothée Robert und Julien Sérié?

 

SL: Ich habe im Vorfeld gemeinsam mit Steve überlegt mit wem wir aufnehmen sollen. Ich hätte mit New Yorkern Studiomusikern aufnehmen können, wollte aber gern mit Musikern spielen mit denen ich auch zumindest manchmal live auf der Bühne stehe.

 

Ich kenne diese französischen Musiker denn ich habe schon früher während meiner Zeit in Paris mit Ihnen zusammengearbeitet und sie kennen daher meine Art und meine Musik sehr gut. Sie arbeiten auch sehr konzentriert.

© Travejazz, Travemünde// Stephanie Lottermoser / 2015
© Travejazz, Travemünde// Stephanie Lottermoser / 2015

Was ist Jazz für dich?

 

SL: Jazz ist für mich ganz viel musikalische Freiheit. Der Jazz hat sich auch in seiner Geschichte immer weiter entwickelt und Einflüsse anderer Stilistiken aufgenommen. Ich sehe hier die größte Möglichkeit Improvisation und Komposition miteinander zu vereinen, und so eben zum Beispiel auch Singer-Songwriter-Anteile mit einzubringen.

 

Wird der Jazz für dich eher von Männern dominiert? Haben es Frauen schwerer im Jazz Akzente zu setzen?

 

SL: Ich glaube dass man sich – egal ob Mann oder Frau -  durch Fleiß, viel Arbeit und aber natürlich auch etwas Glück immer etwas aufbauen kann. Man muss sich als Frau dran gewöhnen, dass man im Jazz hauptsächlich mit Männern arbeitet, aber wenn alle Beteiligten ohne Vorurteile und aufgeschlossen sind, dann spielt die Frage Mann oder Frau keine Rolle. Ich habe nie erlebt, dass jemand aufgrund meines Geschlechts nicht mit mir spielen wollte, aber ich möchte auch nicht abstreiten dass immer alles völlig unproblematisch verlaufen ist. Und ich mache mir sehr viele Gedanken darüber warum in Deutschland so wenige Frauen in der ersten Reihe stehen wenn es um Jazz geht.

 

Welche Eigenschaften oder Merkmale muss für dich ein guter Song haben?

 

SL: Eine guter Song muss eine sehr gute Melodie haben und einen guten Sound. Der Sound ist auch für ein Album sehr wichtig. Viele spielen ihr Instrument sehr gut, aber der Sound gerade auf einem Album macht oft noch den entscheidenden Unterschied.

 

Welche Eigenschaften muss für dich ein gutes Album haben?

 

SL: Es muss authentisch sein, einen gewissen Wiederkennungswert haben und es darf nicht eintönig sein. Trotzdem kann es aber gut sein wenn ein roter Faden erkennbar ist.

 

Muss ein Album für dich auch ein gewisses Thema haben?

 

SL: Bei meinem letzten Album was das Thema Paris. Für dieses Album waren für mich eher mein Sound und die Produktion wichtiger als ein durchgängiges Thema oder Motto. Da ich die Stücke ja alle selbst komponiert und arrangiert habe ist sowieso eine Art roter Faden enthalten denke ich.

 

Planst du weitere Aufnahmen zu machen in kommender Zeit? Was sind deine nächsten Projekte?

 

SL: Ich möchte mein Booking für meine Band vorantreiben um mein Album zu promoten. Ich bringe eventuell später im Jahr noch einen Live-Mitschnitt  meiner aktuellen Band raus, kann dazu aber aktuell noch nichts sagen.

 

Danke Stephanie für das interessante Interview!

 

SL: Danke es war eine Freunde für mich mit dir zu reden.

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