Isabelle Bodenseh & Lorenzo Petrocca: Jazz à la Flute present MRS BO´S COOKBOOK in Beutelsbach

Isabelle Bodenseh & Lorenzo Petrocca: Jazz à la Flute present MRS BO´S COOKBOOK in Beutelsbach

Was ist das perfekte Rezept für ein gelungenes Jazzkonzert?

 

Jeder von uns hat da sein eigenes Rezept. Mein Rezept für ein gelungenes Konzert enthält folgende Zutaten:

 

-          passende Konzertatmosphäre z.B. ein schöner alter Keller

 

-          freundliches und sympathisches Servicepersonal

 

-          aufmerksames und aufnahmebereites Publikum

 

-          Künstler mit feinen und guten musikalischen Gespür, die im besten Fall auch noch menschlich sehr sympathisch  sind 

 

-          abwechslungsreiches Konzertprogramm

 

All das traf auf das Konzert von Lorenzo Petrocca (Gitarre), Isabelle Bodenseh (Flöte), Lars Binder (Schlagzeug) und Thomas Bauser (Hammondorgel) im Jazzclub Armer Konrad vollkommen zu! Ich hatte das Glück dieses Konzert diese Woche zu hören. Auch hatte ich die Möglichkeit mich mit den Künstlern zu unterhalten.

© Luz Weber, Beutelsbach // Jazz  à la Flute  / 2017
© Luz Weber, Beutelsbach // Jazz à la Flute / 2017

Aber zunächst ein paar Worte zu den Künstlern.

 

Isabelle Bodenseh studierte Flöte an der Musikhochschule in Frankfurt am Main. Sie hat sich schon früh in den frühen 90ern mit Arrangements und Improvisation beschäftigt. Es folgte ein weiteres vertiefendes, Studium im Jahr 1994 in Los Angeles; danach hatte Isabelle einen weiteren Studienaufenthalt in Kuba, wo sie Unterricht von den besten kubanischen Musikern erhielt. Somit hat Isabelle eine exzellente Ausbildung, von der auch junge Musikstudenten profitieren. Sie unterrichtet an der Hochschule in Frankfurt am Main. Isabelle ist zudem eine Halbfranzösin. Aber Isabelle ist auch mit anderen verschiedenen Formationen regelmäßig auf Tour. Weitere Infos findet ihr hier: https://www.isabellebodenseh.de/

 

Zu Lorenzo Petrocca muss ich wohl nicht viel schreiben. Er ist eine Größe in der Stuttgarter Jazzszene und hat sich in den frühen 80er Jahren autodidaktisch selber das Gitarrenspielen beigebracht. Er ist auf über 80 CDs zu hören. Die Liste der Musiker mit dem Lorenzo schon zusammengearbeitet ist sehr lang. Nähere Infos über Lorenzo und seine Projekte findet ihr hier: http://www.lorenzopetrocca.de/

 

Thomas Bauser spielt seit vielen Jahren mit Lorenzo Petrocca. Er ist eine bekannte Größe in der Hammondorgel Szene. Er hat derzeit einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Freiburg. Nähere Informationen sind auf seiner Website zu finden: http://www.thomasbauser.de/Biografie/Biografie.html

 

Lars Binder ist ein erfahrener Schlagzeuger, der in zahlreichen Opern-Musical Aufführungen mitgewirkt hat. Auch er hat zahlreiche Platten aufgenommen, die von Fachmagazinen ausgezeichnet worden sind. Alles Wissenswerte über Lars könnt ihr hier erfahren: www.larsbinder.de

Konzert Jazz à la Flute present Mrs BO`S Cookbook Jazzclub Armer Konrad, Beutelsbach am 25.01.2018

 

Isabelle, Lorenzo, Thomas und Lars lieferten ein perfektes Konzert ab. Es ging sehr soulig mit dem Stanley Turrentine Klassiker Sugar los. Lorenzo und Isabelle warfen sich gekonnt gegenseitige Improvisationen zu, dies wurde garniert mit einer groovenden Hammondorgel von Thomas und präzisem Timing von Lars am Schlagzeug. Ein perfekter Anschlussong war die Eigenkomposition von Isabelle: It´s a piece of cake! -ein flotter Bossa Nova, welcher mit viel Präzision und Tempo von allen Beteiligten gespielt worden ist. Im Stück A bientôt  spürte man ganz deutlich die melancholische französische Seele. Diese Stimmung unterstrich Isabelle mit ihren zarten und nachdenklichen Tönen, die am Ende immer leiser wurden, dies drückt perfekt eine Abschiedsstimmung aus. Einen radikalen Stimmungswechsel gab es mit der Eigenkomposition Just for funky von Lorenzo, dies erinnerte deutlich an die Musik der frühen 70er Jahre als der Soul bzw. Funk seine Hauptblütezeit erlebte. Die Band gab hier ordentlich Gas, dies beflügelte auch Lorenzo, der mit viel Power und Soul sein Gitarrensolo spielte. Für das Konzert waren die Stimmungswechsel sehr charakteristisch; dies gilt ins besondere für das Stück Eight bars of beauty. Diese Komposition von Lorenzo erinnerte an ein impressionistisches Gemälde, auf der ein Sonnenaufgang zu sehen ist. Diese Stimmung unterstrichen Isabelle und Lorenzo mit einer schön gespielten aufsteigenden Melodie. Vor der Pause passte natürlich ein flottes Stück wie Flute Song perfekt! Den Song hat George Benson gemeinsam mit Joe Farrell in den 80ern aufgenommen. Auch in der Version von Lorenzo und Isabelle kommt der funkige Charakter des Liedes gut rüber, denn beide warfen sich kurze Melodielinen zu und spielen perfekt unisono in der Melodie.

© Luz Weber, Beutelsbach // Jazz à la Flute / 2017 © Luz Weber, Beutelsbach// Jazz à la Flute / 2018
© Luz Weber, Beutelsbach // Jazz à la Flute / 2017 © Luz Weber, Beutelsbach// Jazz à la Flute / 2018

Nach der Pause ging es wieder flott weiter mit dem Jazzstandard One for Rose von Part Martino. Das Highlight hier war das ansteigende und sehr dynamische Solo von Lars. Der Leckerbissen für Jazzcats war der Song Django ein Tribute an Django Reinhardt von John Lewis. Das Stück ist wie eine Suite aufgebaut, im ersten Teil des Stücks hört man, wie die Trauergemeinde langsam zu Django Reinhardts Grab schreitet. Danach werden Traureden gehalten und am Ende verabschiedet sich die Gemeinde emotional von Django Reinhardt. Diese Trauer und Schmerz spielte die Band sehr präzise und mit viel Herz und Emotion. Ein wahrer Showstopper!

 

Ganz viel Italien gab es danach in dem schönen sommerlich angehauchten Stück Sicily von Chick Corea. Die ausgelassene Grundstimmung wurde mit lang gezogenen Akkorden von Isabelle und Lorenzo perfekt ausgearbeitet. Das Konzert endete offiziell mit zwei Liedern für Kinder: Luise und POW, BOOM & BAM. Die erste Komposition war ursprünglich ein Kinderlied für Lars´ Tochter Luise, der beruhigende und meditative Charakter des Liedes war auch beim Konzert deutlich herauszuhören. Das zweite Lied ist eine Komposition von Isabelle für ihren Sohn Jean-Luc, der als Kind die Comicsprache benutzt hat. Den pulsierenden Charakter der Komposition brachte die Band toll rüber, auch hier klang das Stück sehr funky mit einem schönen Organsolo à la Jimmy Smith. Nach tosendem Applaus gab die Band mit Batida Diferente von Durval Ferreira und Maurice Einhorn eine sehr schöne Zugabe. Ein fröhliches Sommerstück mit schönen und flotten lateinamerikanischen Improvisationen von Isabelle!

 

Es war ein sehr gelungener Konzertabend mit vier sympathischen Musikern. Auch der Club hat zur schönen Stimmung beigetragen, denn die Musiker wurden sehr freundlich angesagt. Auch die Gastfreundschaft im Armen Konrad war sehr herzlich! Es hatte insgesamt einen sehr angenehmen, fast familiären Charakter.

 

Ich hatte nach dem Konzert noch kurz Gelegenheit ein paar Fragen an Isabelle und Lorenzo zu stellen.

Hallo Isabelle und Lorenzo danke für das schöne Konzert!

 

In meiner großen CD-Sammlung habe ich lange gesucht und nichts zur Kombination Gitarre und Flöte gefunden. Wie seid ihr auf die Idee mit dieser ungewöhnlichen Kombination aufzutreten?

 

Isabelle Bodenseh: Diese Kombination ist sehr bekannt aus dem klassischen Musikbereich. Ich selber habe ja eine klassische Ausbildung und habe daher in diesem Musikbereich häufig mit Gitarristen zusammengearbeitet.

 

Lorenzo und ich haben uns vor ein paar Jahren eher zufällig kennengerlernt und haben kurze Zeit danach schon ausprobiert, wie Gitarre und Flöte gemeinsam klingen. Wir haben dieses Duo sehr erweitert, sodass es fast wie Bass und Schlagzeug klingt. Ich spiele z.B. eine Bassline, während Lorenzo ein Solo spielt.

 

Lorenzo Petrocca: In meiner relativ großen Plattensammlung findet sich diese Kombination schon recht häufig, in den 60ern war das im Jazz nicht so selten. Ich selber mag die Flöte sehr gerne und ich hatte den Sound von Flöte gemeinsam mit Gitarre schon immer im Kopf. Als ich dann vor paar Jahren Isabelle traf, ging dieser Traum in Erfüllung.

Design: Matthias Seidel
Design: Matthias Seidel

Eure CD „The Good Life“ trägt den Titel zu Recht, denn sie Ist luftig leicht und mit purer Lebensfreude. Wie habt ihr euch dieses Duo Repertoire erarbeitet?

 

IB: Wir haben uns einfach einen Liebling nach dem anderen ausgesucht und es mit Lust und Laune miteinander kombiniert.

 

LP: Ich brachte meine Lieblingsstücke mit und Isabelle ihre Lieblingstücke. Wir beide hatten bei vielen Nummern eine Übereinstimmung aber für das Konstrukt und die Struktur des Duo-Programms von „The Good Life“ ist schon die Isabelle verantwortlich.

 

Die CD ist Live entstanden. Was könnt ihr zur Entstehungsgeschichte sagen?

 

IB: Die CD ist wirklich sehr spontan entstanden. Die beiden Clubs in Ludwigsburg und Eppingen haben uns angeboten das jeweilige Konzert aufzunehmen. Nachdem wir die Aufnahmen angehört haben, waren wir von der Qualität so angetan, dass wir uns dazu entschieden das Konzert auf CD rauszubringen. Wir haben also live gespielt, ohne eigentlich zu wissen, dass wir das auf CD rausbringen.

 

LP: Das ist genau der Charme dieser CD die Spontanität und Leichtigkeit der Aufnahmen.

 

Die CD enthält Standards und auch nicht so bekannte Lied. Mein Lieblingslied ist „Estate“ tieftraurig aber gleichzeitig auch schön. Gerade, du Lorenzo hast es mehrmals aufgenommen. Was reizt dich besonders an diesem Lied?

 

LP: Dieses Lied verfolgt mich seit vielen Jahren, denn ich habe dieses Lied erstmals in den 90ern aufgenommen und seitdem immer wieder gespielt. Er ist ein perfekt geschriebenes Lied mit tollen Harmonien und einer sehr schönen Melodie. Dieses Lied hat eine durchgängige traurige Grundstimmung, welches sich durch das ganze Lied zieht. Auch der Text ist sehr schön und tieftraurig. Man muss beim Spielen aufpassen, dass man plötzlich nicht zu heiter spielt.

 

Mit „Sugar“ und „The Road Song“ sind zwei groovy Songs, welche mal als Soul Jazz bezeichnen kann.  Was gefällt euch besonders am Soul Jazz der 60er Jahre?

 

IB: Lorenzo, dazu kannst du mehr sagen, denn du spielst das schon seit längerer Zeit.

 

LP: In meiner Anfangszeit in den 80ern habe ich viel mit amerikanischen Bands gespielt. Diese haben damals viel Soul und Funk gespielt, daher kommt meine Vorliebe für diesen Soul-Jazz.

 

Auch Que rest t´il de nos amours ist ein schönes Feature für dich Isabelle, nehme an du hast eine besondere Beziehung zu diesem Lied?

 

IB: Ja, das ist quasi das französische Pendant zu „Estate“. Ich wollte auch etwa französisches ins Programm reinbringen, weil ich selber ja eine Halbfranzösin bin. Im Vergleich zur bekannten englischen Version „I wish you love“ hat die französische Originalversion des Liedes von Charles Trenet wesentlich mehr Dramatik.

Design: Matthias Seidel
Design: Matthias Seidel

Eure nächste CD Mrs Bo's Cookbook wird bald erscheinen. Ist der Titel beim gemeinsamen Kochen entstanden?

 

IB: Das könnte man meinen! Der Titel beschreibt meine musikalische Lebensgeschichte. Ich habe ja Klassik studiert und ging danach nach Los Angeles und später Kuba. Ich habe also stilistisch viele Einflüsse von klassischer Musik, kubanischen Rhythmen bis zum Jazz. Das alles wollte ich dem Titel Cookbook zusammenfassen.

 

Die CD enthält aber inhaltlich viele Stile wie z.B. „Sicily“, dies ist ein Sambastück. Aber auch Stücke wie  „Django“, welches das Begräbnis von Django Reinhardt thematisiert. Die CD ist also wie ein musikalisches Kochbuch. Über die Hälfte der Stücke sind dabei eigene Kompositionen vor allem von mir und Lorenzo. Solche Stücke wie It´s a piece of cake! , A bientôt, Eight bars of beauty oder POW BOOM & BAM.

 

Welche musikalischen Zutaten braucht dieses Cookbook?

 

IB: Die Zutaten sind Spielfreude, Tiefgründigkeit, unisono zu spielen mit viel jazziger Virtuosität.

 

LP: Ja für mich auch, hinzu kommt noch der Spielwitz mit Qualität. Die Qualität sollte aber nicht auf Kosten von Spaß sein.

 

Was sind eigentlich eure Lieblingsgerichte?

 

IB: Bei mir natürlich die französische Küche, hier würde ich den Coq au Vin nennen.

 

LP: Bei mir natürlich Pasta!

 

Sind weitere CD Aufnahmen geplant?

 

IB: Ja wir haben heute im Auto darüber gesprochen, die nächste CD wird wahrscheinlich eine Live- Aufnahme werden. Wir überlegen jetzt auch schon parallel die nächsten Stücke dafür.    

 

Was sind eure nächsten Konzerte?

 

IB: Das große Release Konzert wird am 16 Mai im Bix Jazzclub in Stuttgart stattfinden. Unsere neue CD Mrs Bo´s Coobook erscheint am 11 Mai.

 

LP: Wir haben im April auch ein schönes Konzert in Huningue in Frankreich auf einem Querflötenfestival.  Im Februar sind wir in der BR2 Radiosendung von Marcus Wölfle zu hören. In dieser Sendung werden unsere jetzige „The Good Life“ und die kommende CD „Mrs Bo´s Cookbook“ vorgestellt.

 

Danke für das Interview!

 

IB: Danke! Es war mir eine große Freude.

 

LP: Danke dir! Es hat Spaß gemacht.

© Aleksej Schicke,  Stuttgart // Isabelle, Lorenzo und Alex / 2018
© Aleksej Schicke, Stuttgart // Isabelle, Lorenzo und Alex / 2018

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