CD-Review: Harry Sokal "I remember Art"

CD-Review: Harry Sokal "I remember Art"

Jazz besteht für mich ganz wesentlich aus interessanten Melodien, die miteinander verwoben werden, um daraus etwas ganz Neues entstehen zu lassen. Ein Jazzmusiker, der dies perfekt konnte, war Art Farmer. Art Farmer war ein Meister am Flügelhorn. Er spielte strukturiert mit feinen Nuancen mit sehr viel Ausdruck. Einer seiner Hauptgruppen war das „Jazztet“ mit dem Tenorsaxophonisten Benny Golson. Diese Herren waren Pioniere des Soul Jazz der 60er Jahre.

 

In den letzten 31 Jahren lebte Art Farmer überwiegend in Wien. Er trat vornehmlich im Wiener Jazzclub „Jazzland“ auf. Im Jahr 1979 traf der 25 jährige Harry Sokal Art Farmer bei einer Probe in Wien. Der Sound von Harry Sokal gefiel Art Farmer so gut, dass er Harry Sokal zu einer Probe in sein Wiener Apartment einlud. Harry Sokal blieb bis zum Tod Art Farmers Mitglied seiner Formation.

Harry Sokal ist heute längst ein anerkannter Saxophonist der österreichischen Jazzszene. Er hat neben zahlreichen Jazzproduktionen auch an diversen Popproduktionen u.a. für Falco oder Wolfgang Ambros mitgewirkt. Neben der Tätigkeit als Musiker ist Harry Sokal auch als Dozent an der Bruckner-Universität in Linz tätig.

Harry Sokal hat nie seine Wurzeln vergessen, daher nahm er die CD „I remember Art“ an der Grazer Universität im Mai 2016 auf.

Seine jungen Musiker sind John Arman Gitarre, Martin Kocian Bass und Michael Wierzgon am Schlagzeug.

Die Musik wirkt auf den Zuhörer sehr facettenreich mit viel Farbe und feinen Nuancen. Es ist wie ein gutes Essen, bei dem man die unterschiedlichen Gewürze rausschmeckt.

Die CD hat mit Moonrays von Horace Silver einen sehr starken Beginn, sofort fühlt man sich in einen engen und verrauchten Jazzclub versetzt. Die Melodie hat einen leichten lateinamerikanischen Klang, welche die Band gekonnt einsetzt. Das Stück ist sehr lyrisch mit einer guten Grundstruktur-sehr typisch für Horace Silver. Anschließend folgen zwei Eigenkompositionen von Harry Sokal. Das Stück Help to C ist das Gegenteil des ersten Stücks, denn dies ist eine eher traurige Ballade, welche leise und sehr emotional im Stile von Dexter Gordon von Sokal gespielt wird. In dem  A Swinging Bird for Children´s Fake  gibt es wieder einen Szenenwechsel - ein swingendes Stück, das auf den Punkt genau gespielt wird. In dem Stück spielt die Band richtig ausgelassen. Bei Kenny Drew´s Context werfen sich Sokal und Michel Wierzgon die Bälle zu, hier merkt man wie dieser Austausch beide Musiker inspiriert.

Eine geschmeidige und weiche Ballade von Duke Ellington stellt das Stück TGTT dar. Sokal spielt hier sehr leichtfüßig, es klingt sehr träumerisch, als ob man hier in den Tag hineinträumt. Ein Fragment bildet das Stück Cherokee Sketches von dem Pianisten Fritz Pauer. Hier kann man nur am Anfang die Grundmelodie von Cherokee raushören. Bei diesen Fragment spürt man ein bisschen Melancholie. Das gleiche melancholische Grundgefühl wird auch bei dem Stück Melancholia von Duke Ellington mehr als deutlich. Bei dem Stück spielt Sokal Sopran-Saxophon, dies verstärkt das melancholische Gefühl, denn der Sopran klingt so, als ob man leise und nachdenklich vor sich hinsprechen würde. Bei dem Art Farmer Original Farmers Market handelt sich um den Signature Song von Art Farmer. Es hat deutlich Anklänge an den Bebop, hier kann man förmlich das geschäftige Treiben eines Marktes hören. Das letzte Stück Horace Silver´s Home Cookin stellt einen idealen Rausschmeißer dar. Es ist ein Stück zum Mitwippen und Mitgrooven. Das Harry Sokal Quartett puscht das Thema und spielt präzise swingende Riffs.

Das Konzept dieses Album ist vollständig aufgegangen, denn die Musik hat viel Atmosphäre mit verschieden Sounds und vor allem sehr viel Seele und Gefühl. Es gelingt dem Harry Sokal Quartett, schöne Melodien mit viel Herz und Seele zu spielen. Hinzu kommt die exzellente Aufnahmequalität, denn man hört jede Nuance des Musikinstruments genau heraus. In diesem Studio sollten viel mehr Aufnahmen gemacht werden. Das alles macht das Album „I Remember Art“ zu einem sehr gelungenen Album mit Herz, Seele und viel Gefühl.

Das Album ist auf Alessa Records erschienen, ihr könnt es hier kaufen:

http://www.alessarecords.at/jazz-art

Website Harry Sokal

https://www.harrysokal.com/de/

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