Bernd Reiter Interview

Bernd Reiter Interview

© Aleksej Schicke, Stuttgart // Bernd Reiter / 2017
© Aleksej Schicke, Stuttgart // Bernd Reiter / 2017

Im Rahmen der von mir erwähnten Don Menza Konzerte lernte ich den österreichischen Schlagzeuger Bernd Reiter kennen. Bernd und ich verstanden uns gleich auf Anhieb gut, denn wir beide haben den gleichen Jazzgeschmack und sind beide Sinatra Fans. Auch lieben wir beide München!

 

Bernd Reiter spielt exzellent Schlagzeug, er kann gut Time-Keeping ist aber auch gleichzeitig ein Antreiber für die Solisten vor ihm. Ich durfte ihn dreimal live erleben, zweimal mit Don Menza und einmal im Quintett mit David Sauzay und dem Sänger Walter Ricci. Er ist relativ jung hat aber mit vielen Jazzgrößen gespielt. 

 

Die CD „Workout At BIRD`S EYE“ mit Bernd Reiter und Eric Alexander sprüht vor Lebensfreude und ist gleichzeitig sehr relaxt. Es ist eine sympathische Verbeugung vor Hank Mobley und Grant Green.

 

Ich habe außerdem selten solch eine gut aufgenommene Live CD gehört, hier fühlt man sich wirklich wie ein Zuhörer in einem Club. Eine groovende CD für laue Sommernächte.

Mehr über Bernd Reiter könnt ihr auf seiner Website http://berndreiter.at/ erfahren.

 

Das Interview mit Bernd Reiter führte ich vor seinem Konzert mit Walter Ricci und David Sauzay im Stuttgarter Jazzclub Bix.

 

Hallo Bernd danke für deine Bereitschaft für das Interview für Jazzreporter!

 

Wie bist auf das Schlagzeug gekommen?

 

Ich wolle eigentlich Trompeter werden, aber dazu braucht man ein gutes ausgewachsenes Gebiss und ich hab ja schon mit 5 Jahren angefangen. Mein Vater empfahl mir als Alternative Schlagzeug zu spielen, weil man hier den Takt und Rhythmus gut lernen kann. Es hat mir immer mehr gut gefallen und dabei bin ich dann am Ende geblieben.

 

Also hat das Schlagzeug mich gefunden und nicht ich das Schlagzeug.

 

Warum ziehst du bei deinen Konzerten immer einen Anzug an?

 

Ein Anzug passt gut zur Musik, die wir präsentieren. Es soll auch den Respekt vor der Musik zeigen, den ich gegenüber ihr habe. Es macht auch einen guten Eindruck vor dem Publikum. Auch passt der Anzug gut zur meiner Persönlichkeit.

 

Viele alten Jazzer hatten ja auch einen Anzug an.

 

Gab es bei dir ein Leoben viel Jazz oder wie hast du diese Musik entdeckt?

 

Nein, Leoben ist keine Jazzgegend aber mein Lehrer, bei dem ich im Alter von 5 bis 19 Jahr Unterricht war, hatte ein Jazz-Diplom. Meine ersten Vorbilder waren auch eher der lokale Schlagzeuger in der Marschkapelle und der Schlagzeuger von den Wiener Philharmonikern. Ich habe ja eine klassische Ausbildung hinter mir.

 

Mein großes Jazz-Vorbild ist der Philly Jo Jones, sein Time-Keeping war sensationell. Ich liebe die Platte „Round Midnight“ von Miles Davis Quartett, bei der Philly Joe eine zentrale Rolle spielt.

 

Gibt es in Österreich eine reichhaltige Jazzszene? Gibt es Unterschiede zu deutschen Jazzszene?

 

Österreich ist die Jazzszene nur in Wien und diese ist naturgemäß sehr klein, aber dafür sehr feine Jazzmusiker. In Paris gibt es gefühlt 100-mal mehr Jazzmusiker, aber längst sind alle nicht so gut. Ich habe auch 5 Jahre in München gelebt, auch hier ist die Jazzszene sehr klein. Es war für mich nach einer Zeit auch nicht mehr reizvoll in München zu spielen, weil ich dann mit allen  Münchner Jazzern gespielt hatte.

 

Als Stadt liebe ich München sehr, aber ich wollte mich weiterentwickeln.

 

Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit in New York? Was gefällt dir an der Jazzszene dort?

 

Das war im Jahr 2007 während meines Stipendiums, nachdem ich den HANS KOLLER PREIS gewonnen hatte. Es war damals etwas aufgeregter in Vergleich zu heute. Jetzt ist New York eine gepflegte Business Stadt mit sehr hohen Mieten, aber gleicher Bezahlung der Musiker.

 

Ich habe in den drei Monaten 130 Konzerte besucht und habe viele interessante Musiker kennengelernt. Es war eine tolle Zeit!

 

Auf deiner CD Workout spielst du mit Eric Alexander, wie hast du ihn kennengelernt?

 

Der Kontakt mit Eric kam im Jahr 2011 zu Stande, als der amerikanische Jazz-Trompeter Jim Rotondi Professor in Graz geworden ist. Eric hat viel mit Jim Rotondi zusammengearbeitet. Über Jim Rotondi lernte ich Eric kennen, wir beide haben uns gleich auf Anhieb gut verstanden. Seit 2011 spielen wir regelmäßig zusammen.

 

Wie kam die Zusammenarbeit mit Walter Ricci und Davide Sauzay zu Stande mit der der du die neue die CD „a tribute to Frank“ aufgenommen hast?

 

Ich kenne Davide und Walter vom einem Barry Harris Workshop. Davide kenne ich seit ich in Paris lebe etwa seit Oktober 2012. Er besuchte mich während eines Konzertes.

 

In unseren Sinatra Tribute Konzerten spielen wir all die Sinatra-Klassiker, die sich sehr nah an den Originalarrangements orientieren. Es ist auf ein Quintett umgeschrieben, hat daher seinen ganz individuellen Sound.

Bist du sehr großer Sinatra Fan?

 

Ja ich liebe Sinatra sehr, besonders die Phase mit Count Basie ist unschlagbar gut. Es gibt kein besseres Album als Sinatra „live at the Sands“.  Vor allem seine Phrasierung und Intonation auf dem Album sind eine Klasse für sich. Die Count Basie Band war die am besten eingespielte Big Band ever!

 

Sinatra war immer ein Vollprofi und sehr souverän. Er hatte „stage power“. Ich habe mit einigen Musikern gesprochen, die mit Sinatra gearbeitet haben. Diese erzählten mir, dass er fast alles in einem Take aufgenommen hat.

 

Viele Lieder sind durch ihm zu Standards geworden.

 

Welches ist dein Lieblingslied?

 

Ich liebe das Lied „All The Way“, alleine schon der Text ist wunderbar romantisch und lyrisch zu gleich. Auch Eric gefällt es sehr gut, dieses kann man auch auf der CD „Workout AT BIRD`S EYE“ hören.

 

Planst du in naher Zukunft wieder eine weitere CD aufzunehmen?

 

Es wird sich sicher wieder was ergeben, vielleicht nehmen wir eine CD im Herbst auf während der Tour mit Harold Mabern und Eric Alexander. Ich nehme CDs sehr gerne in Live Clubs auf, viele entstehen eher spontan. Die Live-CD mit Don Menza im Wiener Jazzland war aber geplant, genauso wie die CD mit Eric Alexander.

 

Ich nehme generell eine CD lieber am Ende der Tour auf, weil die Band da am besten eingespielt ist und die Musik dann sehr gut kennt. Auch hat die Live-CD dann mehr Gefühl. Ich denke, dass der Zuhörer da auch  die besondere Live Atmosphäre vom Club spürt. Viele große Aufnahmen der Jazz-Geschichte wurden live in Clubs aufgenommen.

 

Eine Studioaufnahme ist da etwas anders, diese ist schwerer zu organisieren. Darüber hinaus achtet man bei der Studioaufnahme genau, dass man keine Fehler macht.

 

Daher nehme ich lieber Live auf, diese ist auch viel einfacher zu planen. Man stellt paar Mikrophone hin und nimmt dann auf.

 

Was sind deine weiteren musikalischen Projekte?

 

Im Herbst wird es eine Tour mit Helmut Kagerer geben, welche uns wieder ins Stuttgarter Bix führt, ansonsten wie schon oben erwähnt die Tour mit Eric und Harold Mabern. Am 25 November spiele ich mit Harold Mabern im Jazzkeller Esslingen.

 

Danke dir fürs Interview!

 

Hat mir Spaß gemacht Alex, freu mich wenn du wieder in einen meiner Konzerte vorbeischaust.

© Gerhard Richter,  Köln// Bernd Reiter / 2012
© Gerhard Richter, Köln// Bernd Reiter / 2012

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