Jazz in Stuttgart (6)- Werner Lener Interview

Jazz in Stuttgart (6)- Werner Lener Interview

Der österreichische Trompeter und Gitarrist Oscar Klein sagte mal über Werner Lener:

Er ist wahrscheinlich der am meisten unterschätzte Pianist Deutschlands “

Werner Lener ist im Jahre 1941 in Stuttgart geboren. Zuerst war er „Jazzer nach Feierabend“, denn in seinem Hauptberuf war er als Elektronik-Ingenieur tätig.

Aber er hat dazu beigetragen, dass Stuttgart zu einer Heimat von verschiedenen Jazzmusikern geworden ist. Er gründete 1958 die Darktown Jazzband, die weltweit gespielt hat mit vielen europäischen und amerikanischen Gaststars.

Werner ist aber bodenständig geblieben und nimmt bis heute noch regelmäßig CDs mit eigenen Kompositionen auf. Diese können hier erworben werden:

 http://www.lener.de/

Ich besuchte Werner und seine Frau Mitte März in Stammheim. Bei Apfelstrudel und Kaffee sprachen wir über diverse Themen. Dieser erste Teil des Interviews handelt um Werners frühes Leben und seine Darktown Jazzband

© Aleksej Schicke, Stuttgart// Werner Lener / 2017
© Aleksej Schicke, Stuttgart// Werner Lener / 2017

Wie bist du zur Musik gekommen? Warum hast du dir das Klavier ausgesucht?

 

Ich komme aus einem musikalischen Haushalt, meine Mutter studierte Gesang an der Musikhochschule Stuttgart. Sie war eine ausgebildete Konzertsängerin. Nach dem Krieg musste Sie aus wirtschaftlichen Gründen ihre Gesangskarriere aufgeben, denn sie musste sich um das Elektrogeschäft ihres verstorbenen Vaters kümmern.

 

Schon bei meiner Geburt gab es ein Klavier im Haushalt - ich habe es mir daher nicht ausgesucht. Als dreijähriger Bub habe ich schon versucht, Klänge oder erste Melodien auf dem Klavier nachzuspielen. Es klang natürlich nicht schön und dies hat meine Mutter sehr genervt. Sie beschloss daher, dass ich das Klavierspiel richtig lernen sollte. Im Alter von 6 bis 16 Jahren hatte ich dann klassischen Klavierunterricht.

Wie bist du zum Jazz gekommen?

Ich hörte mit 15 Jahren im Rundfunk Fritz Schulz- Reichel, „Der schräge Otto“. Er spielte beliebte Tagesschlager mit verstimmtem Klavier im Ragtime ähnlichen Rhythmus. Dieser Stil hat mich fasziniert und ich spielte alle seine Stücke nach. Irgendwann habe ich Scott Joplin gehört, und das hat mich zum Jazz gebracht. 

In den 60er Jahren wurde noch nicht Jazz an der Musikschule gelehrt, wir mussten uns alles selbst durch Hören und Nachspielen beibringen.

Heute spiele ich Ragtime nur sehr selten. Auf meiner 2005 eingespielten CD „Back To Rag“ kann man einige meiner eigenen Rag-Kompositionen hören.

Wie ist die Gründung der Darktown Jazzband zustande gekommen?

 

Die erste Band habe ich 1958 gefunden, dies  war eine reine Amateurband. Wir haben mit großem Spaß über Oldtimemelodien improvisiert.

 

Die eigentliche Band wurde 1960 gegründet mit Wolfgang Trattner, Charly Höllering, Dieter Riempp, Ludwig Stimmler und Elmar Wippler. Um diese Zeit entstanden auch die ersten Schallplattenaufnahmen von uns und wir hatten sehr viele Engagements und Auslandsreisen. Damals wurde unsere Musik auch zum Tanz gespielt, so hatten wir z.B. einen monatelangen Auftritt im Tanzlokal „Mausefalle“ in Stuttgart.

Diese Band spielte bis 1978, dann gab es eine Umbesetzung, weil wir zwei Mitglieder der Erwin Lehn-Big Band, Klaus Osterloh, Trompete, und Joe Gallardo, Posaune, gewinnen konnten, bei uns zu musizieren. Das war die beste Zeit für unsere Band! Wir spielten damals längst keinen Dixieland mehr, sondern eher Mainstream Jazz. Wir nahmen viele neue Kompositionen in unser Programm auf, Klaus, Joe und ich arrangierten die Stücke und es entstanden neue interessante Schallplatten.

© Werner Lener, Stuttgart// Darktown Jazz Band / 1958
© Werner Lener, Stuttgart// Darktown Jazz Band / 1958

Gab es dazu zu parallel Projekte?

 

Ja parallel dazu hatte ich mit Slick Salzer, Charly Höllering und Ludwig Stimmler ein Swing-Quartett. Wir spielten Swingmusik a la Benny Goodman. Und natürlich das „Werner Lener Trio“.

Wie hast du deinen Hauptberuf und die Musik unter einem Hut gebracht?

Als Selbständiger konnte ich meine Freizeit selbst bestimmen und habe auch viele Arrangements für die Band geschrieben. Es ging eigentlich recht gut ohne große Probleme. Für unsere Auslandsreisen habe ich frei genommen.

Was waren die Highlights bei deiner ersten Zeit mit der Darktown Jazzband?

Die Highlights waren die vielen schönen Reisen mit der Musik in verschiedene Länder, z.B. Ägypten, Jordanien und ganz Europa. Im Jahr 2000 waren wir von der Deutschen Botschaft nach Thailand eingeladen und sollten für den thailändischen König Bhumibol spielen, der ein großer Jazzfan war. Leider hat es mit der Audienz nicht geklappt, er musste auf Grund eines Trauerfalls kurzfristig absagen.Ich habe mit den verschiedenen Bands bei rund 70 Konzerten im Jahr gespielt, dies ist heute für junge Musiker sehr schwierig.

Wo habt ihr eure Platten verkauft?

Die Platten haben wir vor allem bei Konzerten verkauft, eine professionelle Plattenaufnahme im Tonstudio kostete damals um die 10.000 DM. Durch die vielen Konzerte konnten wir die Platten gut verkaufen und haben daher in der Regel keine Verluste gemacht.

Wie kam es zur Neugründung der Darktown Jazzband 1999? Spielst du heute noch mit der New Darktown Jazzband?

Das war durch eine Anfrage des SWR-Fernsehens zu einem Jazzfestival in Rust. Das Konzert war interessant und wurde auch im Fernsehen gesendet. Seitdem habe ich immer mal wieder mit der New Darktown Jazzband gespielt, wenn es die finanzielle Möglichkeit erlaubt hat und alle Musiker nicht an anderer Stelle engagiert waren. So bekam ich z.B. vom Begründer der Jazzreihe „Jazz im Pavillon - Jazzstadt Stuttgart“, Prof. Michael Greulich, 20 Termine für die New Darktown Jazzband, um im Schloßplatz-Pavillon zu musizieren, jedoch an keinem dieser Termine waren alle 6 Musiker zusammen zu bringen. Daher musste ich dann in kleiner Besetzung spielen.

© Werner Lener, Stuttgart// New Darktown Jazz Band / 2002
© Werner Lener, Stuttgart// New Darktown Jazz Band / 2002

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Michael Rostalski (Samstag, 30 Oktober 2021 14:32)

    Interessant, Alex � herzlichst, Micha ��